Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an.
Kurt Tucholsky, 09.01.1890 - 21.12.1935, dt. Schriftsteller

Freitag, 5. September 2008

03.09.2008 - Während Simon sich bei Melanie in Dayboro die Zeit vertreibt (und zwar mit kleinen und großen Schönheitsreparaturen nach deutscher Handwerker-Manier), klappere ich mit Pascal im Caboolture-Morayfield-Areal alle mir für heute wichtig erscheinenden Anlaufstellen ab. Wir beginnen mit der Uni von Caboolture (wohin Simon uns vorher noch gebracht hat) - ich wollte mich über die dort angebotenen Englischkurse im Rahmen der Erwachsenen-Bildung (aus dem Einwanderer-Programm) informieren. Und hab einen Interview-Termin für Freitag 8.00 Uhr bekommen).

Weiter gehts - natürlich dann zu Fuß - in Richtung Centrelink, weil ich dachte, es könnte nicht schaden, sich "arbeitsuchend" zu melden. Da ziehen wir dann aber unverrichteter Dinge wieder ab. Naja, nicht ganz, ich hab ne kleine Karte im Gepäck, auf der alle wichtigen Centrelink-Telefonnummern stehen. Und ich möge mich doch bitte telefonisch bei der Arbeitsvermittlung melden, um mir einen Termin geben und mich registrieren zu lassen (keine Ahnung, warum das nicht dort direkt im AMT erledigt werden konnte - aber egal. Eigentlich will ich ja eh erst englisch lernen, um dann arbeiten zu können).

Wir schlendern mit verringertem Tempo an den Centenary Lakes entlang und genießen die "Ruhe" (wenn man den Verkehr an der Hauptstraße mal ausklinkt), und steigern unser Tempo dann wieder, als wir die "Grenze" Caboolture - Morayfield passieren. Statt den direkten Weg nach Hause einzuschlagen, machen wir einen Abstecher in ein Bettenhaus. Irgendwann in naher Zukunft brauchen wir ja schließlich alle 3 mal eigene Betten. Danach noch einen "fürchterlich gefährlichen" Laden inspiziert: Spotlight. Auweia, Berge von Stoffballen, noch mehr Knöpfe in allen Formen und Größen, farblich sortiert und völlig gemischt, alle nur erdenklichen Zutaten für alle nur erdenklichen Hobbys (alles, was ich in D via Ebay geordert hab, weil ich keine naheliegende Quelle hatte)... das kann ja heiter werden. *breitgrins*. Wenn man dann noch bedenkt, dass schräg gegenüber auf der andern Straßenseite ein großer Nähmaschinen-Laden ist... Bei den "Good Guys" haben wir noch kurz nach Staubsauger und Kühlschrank geschaut - und Infos gepickt. Und weil wir grad auf der Ecke waren, hab ich dann auch gleich noch einen Interview-Termin für den nächsten Tag in Pascals neuer Schule vereinbart ;-) (Pascals fands nicht so lustig, der scheint sich grad an das Lotterleben zu gewöhnen).

Da wir dann nach 2 Stunden und gefühlten 20 km ziemlich fusslahm waren, sind wir doch zu Hause eingekehrt - und haben um die 20 Loris am Futterplatz im Garten ertappt. Bevor der ganze Schwarm sich in die Lüfte erhob, konnte ich noch schnell ein Foto durch die Scheibe schießen, da war die Hälfte der Bande aber schon auf und davon..


Nachmittags sind wir dann noch mal los in Morayfield Shoppingcenter, mit einigermaßen frischen Kräften, um für den Abend was zum Grillen zu holen - in der Hoffnung, dass Simon nicht zu spät wieder heim kommt. Tja... das Grillen hatte sich dann erledigt, weil es ziemlich stürmisch und ziemlich kühl wurde. Also gabs Pies für Simon und Knoblauch-Nudeln für Pascal und mich.

04.09.08 - Der Tag startete ziemlich trübe, es hatte nachts angefangen zu regnen. In Dayboro war heute arbeitsfrei, und wir hatten ja den Interview-Termin in der Schule von Pascal. Der verlief ziemlich locker, Pascal warf auch einen Blick in seine zukünftige Klasse (und ca. 40 Augen warfen einen Blick auf ihn) und er lernte seine Lehrerin kennen.

Dann steuerte ich Simon zum Bettenladen (jo, jetzt haben wir Betten - die in etwa 4 Wochen geliefert werden - und wenn wir vorher ein Haus gefunden haben sollten und brauchen Matratzen, bekommen wir sie kostenfrei von dem Bettenhaus gestellt, bis unsere Betten da sind! Und wir haben eine weitere Marktlücke entdeckt: Hier gibts ums Verrecken keine Körnerkissen, die so groß sind, dass man wirklich drauf schlafen kann. Ich glaub, das kann man ändern *grins*). Nebenan haben wir dann für Pascal ordentliche Schuhe für die Schule gekauft - hier legt man neben der Schuluniform wert auf feste dunkle Lederschuhe! Gut für die Füße der Kinder. Und Simon hat sich n bisschen mit Arbeitskleidung eingedeckt. Weil wir ja nun grad erfolgreich die Schulanmeldung erledigt hatten, beschlossen wir, in Caboolture gleich noch die Schulsachen für Pascal zu besorgen. Inzwischen regnete es ziemlich heftig - und als wir aus dem Laden wieder raus kamen, ging irgendwie garnichts mehr. Wir dachten, die Welt geht unter... aber jeder, der an uns vorbei rannte (okay, es waren nicht viele), strahlte und meinte nur "Crazy!". Naja, die Aussies haben eben eine andere Einstellung zum Regen als wir - bislang noch.

Irgendwann nach ner halben Stunde haben wir uns dann doch bis zum Auto getraut - und fuhren nach Hause. Wir waren KLATSCHNASS! Aber hatten ja noch längst nicht alles erledigt. Also Klamotten wechseln, schnell einen Kaffee schlürfen und dann ab ins Morayfield Shoppingscenter (nee, auch wenns den Anschein hat - wir wohnen nicht da, aber da gibts eben alles - und man wird nicht nass von oben). Den Rest des Nachmittags verbrachten wir dann dort mit der Herausforderung, für unsere australischen Bettengrößen (King und King Single) passende Bettwäsche zu finden, überhaupt erst mal den Unterschied der einzelnen benötigten Teile herauszufinden (warum um alles in der Welt braucht man ein großes und ein kleineres Laken? - Okay, man liegt auf dem einen und deckt sich mit dem andern zu, auf dem dann im Winter noch Überdecken liegen. Aber bekommt man das nicht auch einzeln?) und uns nicht von den Inhalten der Packungen verrückt machen zu lassen.

Und - oha, man glaube es kaum - wir hatten sogar endlich mal Erfolg bei der Suche nach dem Prepaid Wireless Broadband (also wie ein Handy - surfen ohne Vertrag, aufladen, wenn alle... ). Wir sind also seit 24 h wieder mit dem Internet verbunden - und sogar mobil. Was für ne geniale Technik (ich staune doch immer wieder)...

Es regnet ein bisschen - okay, das ist ein bisschen untertrieben, der Regenmesser im Garten hatte sich innerhalb von 24 h von 0 auf 150 mm gefüllt... Abends stand dann der Pool von Bruni entgültig kurz vorm Überlaufen (was er aber eigenartiger Weise garnicht tat ... wo blieb das Wasser nur?), der Rasen stand ca. 10 cm hoch unter Wasser, den Gully im Rasen (was macht der da - ablaufen tuts ja nicht?) hatte es hochgedrückt ... und es pladderte und pladderte... Wow. Übrigens dann die ganze Nacht durch.

05.09.08 - 8.00 Uhr Interview in der Uni. Das Interview entpuppte sich als Test. Als Einstufungs-Test. Die Dozentin wollte "einfach" wissen, mit welchem Level ich beginnen solle, damit sich das für mich auch lohnt. Also bekam ich erst einen Text auf einem DIN A4 Blatt und dazu ein zweites Blatt, auf dem Fragen standen, die man nach der Lektüre beantworten musste - und die man selbstverständlich NICHT einfach durch Übertragen der passenden Sätze beantworten konnte. Selbstredend. Naja, gut. Ging dann doch so leidlich, ich hatte ja 30 min Zeit. Danach durfte ich dann noch einen Schwank aus meinem "früheren" Leben zum besten geben - auf einem weiteren A-4-Blatt, bitte schön mindestens 100 Wörter und bitte in sinnvollen Sätzen. *schwitz*

Ende vom Lied: Ab 8. Oktober sitze ich 3x die Woche für 5 Stunden (bis Anfang Dezember) auf der Schulbank und versuche meinen Wortschatz zu erweitern. Wird bestimmt lustig, ich freu mich schon drauf. Und was mich dann doch etwas vom Hocker gehauen hat (Simon auch, der saß ja neben mir), war die Reaktion der Dozentin, als sie meine Daten aufnahm und mich nach meinem bisherigen beruflichen Leben fragte. Als ich "Webdesign" erwähnte, war sie ganz aus dem Häuschen (sie hätte da einen Japaner an der Schule, der ne Firma hätte und dringend nen Webdesigner ... ob ich denn japanisch könne. Na, selbstredend nicht... - nicht mal mit ganz viel Kajalstift... hihi - egal, sie fragt ihn mal... Und ich müsse unbedingt mein Resume fertig machen und sie sorgt dafür, dass wir da ordentliche Bewerbungsunterlagen mit tollen Fotos usw. usf.... Hilfe. Okay. ). Bei dem Thema "Mittelalterliche Kleidung und Märkte" fiel sie fast vom Stuhl und legte mir dann wärmstens das hiesige historische Museum ans Herz (und wenn ich Interesse hätte, stellt sie Kontakte her) und das es hier einige große Mittelaltermärkte in der Umgebung gäbe. Boah... 1 Stunde später war mein Adrenalinspiegel kaum noch zum aushalten, was allerdings in erster Linie an dem Test lag, ich gebs zu... Ich war jedenfalls ausreichend aufgedreht, als ich wieder ins Auto stieg ;-) Aber keine Bange, inzwischen gehts mir wieder gut.

Während Simon dann den restlichen Tag mit Erledigungen in Dayboro verbrachte, feilte ich an der englischen Version meines Lebenslaufes und der beruflichen Historie. Ich schickte Pascal mit dem Fahrrad zum Gegenderkunden, damit ich hier "meine Ruhe" habe - und er war kaum raus, da fing es derart heftig an zu schütten, dass Noah seine helle Freude gehabt hätte. Der hätte glatt wieder ne Arche in Auftrag gegeben (Simon - Arbeit!!!).

So, genug gelabert für heute! Jetzt bereiten wir uns mal mental und tatsächlich auf den Trip nach Sydney nächste Woche vor... Bis die Tage dann!

Nachtrag:
Simon hat sich heute - im dunkeln - bei der Rückfahrt aus Dayboro hoffnungslos verfahren und ist über ne Stunde durch den Busch geirrt (er war irgendwie in der Region Ocean View, dachte aber eher, er schwebt über den Wolken). Er hatte das Navi an und das meinte immer "make a u-turn..." - hat er gemacht, und irgendwann hat er dann mitten im Nirvana im dunklen 2 Känguruhs Auge um Auge gegenüber gestanden - und war froh, dass er nen 4WD hatte, weil es dazu noch aus Kübeln goss.... er war léicht angepisst (sorry), aber grinste noch, als er heim kam. Ich meinte bloss: du bist zu dusselig, um mit Frauen zu kommunizieren (Navi), und Pascal ist fast vor lachen vom Sofa gekippt... 19.30 war dann alles wieder gut - er hatte 2 Pies im Visier...