Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an.
Kurt Tucholsky, 09.01.1890 - 21.12.1935, dt. Schriftsteller

Donnerstag, 20. November 2008

Hansens größter Wunsch war schon vor Ewigkeiten, in Australien einen "echten" Regenwald zu besuchen. Dem kann geholfen werden ;-) und so fuhren wir heute früh in Richtung Maleny. Auf dem Parkplatz des Mary Caincross Parks hat man einen weitläufigen Ausblick mit den allgegenwärtigen Glass House Mountains im Hintergrund. Wir waren gegen halb 10 ziemlich die einzigen Besucher und pilgerten durch das verwunschene sonnendurchflutete Dickicht.
Bizarre Baumpilze hatten sich auf Grund der hohen Luftfeuchtigkeit gebildet.
In den höheren Etagen wuchsen Farne auf den Bäumen dem Licht entgegen.
Wo die Sonne durch das Blätterdach brach, dampfte der Boden von der Feuchtigkeit ...
... und manchmal hatte man sogar den Himmel im Blick.
Abseits der Wege war das Dickicht undurchdringlich - und Lebensraum unzähliger Waldbewohner.
Holzpfade führen durch den Wald, so dass auch Rollstuhlfahrer ohne Probleme diese fantastische Natur genießen können.
... und immer wieder die Palmen, auf die Hans so "abfährt".
Ein kleiner Noisy Pitta, nicht größer als ein Spatz, tanzte auf dem Waldboden vor unseren Füßen - war aber wegen des dort herrschenden Dämmerlichts und seiner Flatterhaftigkeit leider nur schlecht zu fotografieren.
Die allermeisten Waldbewohner waren jedoch nicht zu sehen, dafür aber sehr viel besser zu hören. Es herrschte ein teilweise ohrenbetäubender, jedoch nicht unangenehmer Lärm, verursacht durch die vielen Vögel und die Akkustik im Regenwald.
Gegen Mittag fuhren wir nach Hause, es wurde heiß und schwühl, das nächste Gewitter kündigte sich an. Und ausserdem erwartete ich die Lieferung meiner bei Ebay Australien erstandenen Filzwolle - tatsächlich klingelte gegen 14 Uhr die Post und brachte mir meine Pakete. Das war dann doch unerwartet schnell, hatte ich die Wolle doch erst am Wochenende gekauft! Jetzt füllen sich meine Vorräte also so langsam wieder und neue Projekte geistern im Hinterkopf. Doch zunächst einmal kann das alles warten, Hans ist wichtiger ... :-)

Nachdem es die ganze Nacht durchgeregnet hatte, lichtete sich morgens der Himmel und die Sonne kam raus (siehe letzter Post). Auch das Wetterradar versprach gutes Wetter. Wir beschlossen also, die geplante Hinterland-Tour zu machen und peilten den Mt. Mee Forest an. Batida durfte natürlich auch mit - und sie genießt inzwischen diese Fahrten im Heck des Autos. Wir wollten dieses Mal von "oben" in den Forest fahren - und schlugen den Weg über Villeneuve ein. Wunderschönes Hinterland, verschlafene Farmen, sanfte Hügel und Täler ... am liebsten wären wir hinter jeder Kurve für einen genüsslichen Zwischenstopp stehen geblieben. Amüsant auch der Ideenreichtum der Australier in Bezug auf die Namensgebung ihrer Farmen. Eher langweilig muten große Schilder mit dem Namen der Bewohner oder ihrer Tiere an, wenn man dann an solchen Toren vorbei kommt:
In diesem Fall handelt es sich um eine Pferdezucht- und Ausbildungs-Stätte - und idyllischer kann man sich die Lage für solch eine Farm kaum vorstellen. Weit ab vom Schuss, mit etwa 1,5 bis 2 km im Umkreis zum nächsten Nachbarn und einem traumhaften Panorama-Rundumblick.
Wir hatten allerdings nicht nur freie Straßen, sondern auch durchaus ernst zu nehmende Straßenblockaden zu bewältigen. Hans machte aus sicherer Entfernung ein Foto aus dem Autofenster, dann wurde selbiges schnell hochgekurbelt, bevor wir uns mit gefühlten 1 kmh durch die Jungbullenherde tasteten, die den Weg versperrte - aber respektvoll gerade soviel Platz machte, dass zwischen den Tieren und den Aussenspiegeln allerhöchstens ein Straussenei gepasst hätte (ein anderer Größenvergleich ist mir bisher nicht eingefallen ;-) ).
Dann standen wir vor dem nächsten Hinderniss - allerdings wurde das von uns in Hinblick auf die doch recht reißende Strömung als unpassierbar eingestuft. Netterweise gabs wenigstens eine Messlatte, die einen einschätzen ließ, ob man es wagen konnte oder besser bleiben ließ.
Also zurück - natürlich wieder durch die Jungbullenherde durch - die wieder ein bisschen zur Seite rückten, um uns passieren zu lassen. Diesmal traute Hans sich sogar, das Fenster unten zu lassen. Aber ich glaube, so nah hat er wohl noch nie einem (echten) Rindvieh Auge in Auge gegenüber gesessen.
Andere Straßenblockaden erwiesen sich da als weniger angsteinflössend - und machten sich flugs aus dem Staub, als wir den Motor ausstellten und Hans ausstieg, um eine Nahaufnahme zu machen. Schade...
Auf der nächsten auserkorenen Strecke standen wir wieder vor einer überfluteten Brücke. Hier war die Strömung offensichtlich nicht ganz so reissend und Hans testete, ob wir es wagen konnten, hindurch zu fahren. Der Radstand ist ja eigentlich hoch genug, ist ja kein PKW - dachten wir...
Mit einem morschen Stock tastete sich Hans über die asphaltierte Brücke...
... und drüben angekommen war er bis über die Knien nass. Zu viel bzw. zu hoch für uns, beschlossen wir. Wenn wir da durchfahren, haben wir das Wasser im Innenraum, war unsere Befürchtung - also ließen wir es bleiben und wählten eine 3. Alternativ-Route. Praktisch ist, dass selbst die Feldwege - sofern sie auf den Karten verzeichnet sind - Namen haben und so kann man sich eigentlich nicht wirklich verirren, wenn man nicht auf Wegen abbiegt, die in der Karte nicht verzeichnet sind.
Daher haben wir dann auf der Strecke, die wir auf unserer ersten Mt. Mee Tour im September gewählt hatten, auch ohne Probleme doch noch das Rocky Hole gefunden, in dem Hans und Batsi eigentlich eine kleine Erfrischung nehmen wollten.
Nach den Unwettern der letzten Tage war aber auch dieser kleine Wasserfall zu einem ziemlich reißenden Etwas geworden, ausreichend schlammig war er ausserdem und das Wasser lud nicht unbedingt zum Bade ein. Also ließen es beide bleiben und wir genossen einfach die Natur.


Da Hans aber unbedingt noch irgendwo ein Bad nehmen wollte, beschlossen wir, nach Bribie Island an den "Hunde-Strand" zu fahren. Also bummelten wir einmal quer durchs Hinterland und auf den idyllischen Nebenstrecken über Serpentinen mit fantastischen Ausblicken in Richtung Küste.
In der Ferne winkten die Glass House Mountains... und am Strand haben wir dann einen ruhigen genüsslichen Nachmittag verbracht, leckeren frischen Fisch verspeist und uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen.
Gestern abend haben wir dann doch noch den Verursacher der von der Lautstärke her schon an Ruhestörung grenzenden Nachtmusik ausgemacht. Hier ist der kleine Geselle:
Er hatte sich als Bühne die 80 cm hohe Beeteinfassung des Terrassenbeetes ausgesucht - und flüchtete, als wir den Versuch unternahmen, ihn einzufangen, um ihn unten an der Straße am Creek wieder auszusetzen. Also war auch diese Nacht nicht unbedingt leise und der Lärm wurde dann "nur" von dem nächtlichen Gewitter mit starken Regenfällen übertönt.

Inzwischen ist es Donnerstag Morgen - die Sonne lacht, der Himmel ist blau wie eh und je - auf in den Tag, Richtung Maleny.