Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an.
Kurt Tucholsky, 09.01.1890 - 21.12.1935, dt. Schriftsteller

Samstag, 15. August 2009


Brad ist eine Britta!!!

Heute haben wir nun endlich - wenn auch auf etwas traurige Art - erfahren, was unser Hausgeist denn nun ist, Mädchen oder Junge?!

Beim Ausüben seiner samstäglichen Pflicht (Veranda fegen) hat Pascal heute nachmittag ein Possum-Baby gefunden. Das kleine Würmchen war offensichtlich erst ganz wenige Stunden alt und schon ziemlich durchgekühlt, aber noch immer lebenswillig. Leider hatte es eine offene Bauchdecke an der Stelle, wo eigentlich der Bauchnabel bzw. die Nabelschnur sein müsste. Es war nichts blutig oder großartig verletzt, aber eben auch nicht in Ordnung. Er war nicht größer als meine Handfläche und wir haben natürlich sofort Brad im Verdacht gehabt. Der saß unter dem Dach (wie immer tagsüber) und guckte uns mit großen Augen an (sonst schläft er allerdings um die Zeit). Ich lockte ihn mit einem Stückchen Birne in der einen, das kleine Würmchen in der anderen Hand. Die Vermutung, dass das Brads Baby war, lag ja nahe. Brad schnupperte an dem Winzling, schnappte sich die Birne und ließ sie sich schmecken. Allerdings ließ er sich von mir streicheln, ohne den Rückzug anzutreten. Also setzte ich ihm das Würmchen ins Bauchfell, in der Hoffnung, dass es den Weg in den Beutel allein findet. Denn so zahm, dass ich da hätte nachhelfen können, ist Brad ja nun doch nicht. Der kleine Kerl krallte sich fest und suchte die Wärme, Brad war von all dem unbeeindruckt - solange er die Birne verspeiste. ...

Als das Leckerlie alle war, war er dann aber bemüht, das kleine Wesen in seinem Fell wieder los zu werden - und ich musste den Zwerg aus der Dachrinne retten, in die er gekullert war. Wieder versuchte ich, Brad das Baby "unter zu jubeln". Diesmal spielte Brad aber nicht mit. Er schnupperte erst an dem zweiten Stück Birne, dann an dem Baby - und biß mich dann (eher zärtlich, als schmerzhaft, aber doch unmissverständlich) in den Zeigefinger der Hand, in der ich das Baby hatte. Nach dem Motto: "was soll ich damit?!". Und schnappte sich das zweite Stückchen Birne. Versuch erfolglos, er zog sich damit nämlich unerreichbar weit unter das Schleppdach zurück.

Plan B (wir haben immer Plan B, wißt Ihr ja): Ab zum Australia Zoo. (ja genau, der von dem Crocodile Hunter Steve Irwine. Dieser Zoo ist ja nicht weit von uns entfernt ...) Dort gibt es ein 24h Wildlife Hospital und wir hofften, dass dem Possum-Baby dort geholfen werden kann. Ich setzte es also *pssst!!!* unter meinem Pullover auf mein warmes Dekolletè, wo es sich auch merklich wohlfühlte. Die Wärme kehrte in den kleinen Körper zurück und als wir 30 min später den Zoo erreichten, hatte es wieder normale Körpertemperatur. In der Anmeldung nahm man uns das Würmchen ab und bat uns, ein Formular auszufüllen. Als die Dame vom Empfang kurze Zeit später zurück kehrte und wir nachfragten, teilte sie uns mit, dass dem Kleinen leider nicht geholfen werden konnte (oder wollte?!). Die Bauchwunde hätte desinfiziert und genäht werden müssen, und da er erst wenige Stunden alt war und noch keine Muttermilch aufgenommen hatte, wäre das ein Unternehmen, was er "sowieso nicht überleben" würde. Und so haben sie ihn leider einschläfern müssen ...

Nun gut - ob wir ihn durchbekommen hätten, wenn wir es selbst versucht hätten, sei dahin gestellt. Aber hätten sie uns nicht wenigstens fragen können, ob wir es versuchen wollen?

Batida hat jedenfalls nach meiner Rückkehr noch eine ganze Weile nach dem Zwerg gesucht und weicht mir im Moment nicht von der Seite. Vielleicht hätten wir ihr den Part des Wärmens überlassen sollen - wäre immer noch die Frage der Ernährung gewesen.

Nächster Akt für mich heißt also: Registrierung als Wildlife Carer ... in der Hoffnung, dass ich beim nächsten Mal nicht nur weiß, was ich zu tun habe, sondern auch die Mittel (bzw. das "Handwerkszeug") dafür parat habe. Nicht, dass es zu langweilig wird ...

Ruhe in Frieden, kleines Possum-Baby ...

13.08.2009 - 1 Jahr Australien!

Heute vor einem Jahr sind wir in Brisbane gelandet ... um hier noch einmal durch zu starten. Nun haben wir nicht nur alle 4 Jahreszeiten hautnah in Südost-Queensland erlebt (und ehrlich gesagt: der Winter ist hier gefühlt kälter als in Deutschland, weil die Häuser eben nicht wirklich handfester sind als eine herkömmliche Gartenlaube eines bewährten Schrebergärtners), sondern auch so einiges anderes erlebt und vieles erreicht. Noch ist nicht alles auf unserer Liste abgehakt, aber wir sind auf dem besten Weg, auch den letzten Haken zu setzen und uns dann dem zu widmen, was man in so einem Land eigentlich auch tun sollte: das Leben, die Natur und überhaupt alles, was möglich ist, in der Freizeit, an den Wochenenden und im Urlaub genießen!

Liebe Jessi, vielen Dank für deine pünktlichen Glückwünsche. Führst du Kalender oder hast du solche Termine im Kopf? Ich bin ja schon froh, wenn ich mir einen Geburtstag merken kann, der nicht direkt in unserem Haus stattfindet. Da helfen auch keine Geburtstagskalender, wenn ich vergesse, die am Monatsende auf den nächsten Monat umzuklappen ;-)))