Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an.
Kurt Tucholsky, 09.01.1890 - 21.12.1935, dt. Schriftsteller

Montag, 13. April 2009

Bilderbuchwetter in Deutschland Ostern 2009 - das schreit nach einem Ausflug. Und so beschlossen wir, der Bachstadt Köthen einen Besuch abzustatten und die Auswanderer daran teilhaben zu lassen.

Wir wurden mit schönstem Frühlingsgrün begrüßt.
Vor dem prachtvollen Rathaus sprudelte schon der Brunnen.
Die Stadt- und Kathedralkirche St. Jakob bestimmt neben dem Schloss die Silhouette der Stadt und ist schon von Weitem zu sehen.
Leider konnten wir die Türme nicht besteigen, um die Aussicht zu genießen. Aber das Innere der Kirche ist ja auch sehenswert.
Zu Konzerten erklingt oft die wunderbare Ladegast-Orgel. Aber auch die Fürstengruft zieht die Besucher an. Hier liegen in beeindruckenden Sargophagen die einstigen Herrscher des Fürstentums, darunter auch der Dienstherr Johann Sebastian Bachs, Fürst Leopold, zu dessen Beerdigung der große Komponist selbst das Geleit gab und die Trauermusik schrieb.
Der Markt schmückt sich mit wunderschönen alten Häusern.
In einem ehemaligen barocken Bürgerhaus befindet sich die prächtig ausgestattete Stadtbibliothek.

Draußen locken sommerliche Temperaturen an die sprudelnden Brunnen.
Nun ja - irgendwie noch etwas gewöhnungsbedürftig dieses unberechenbare Nass.
Das Schloss empfängt uns mit zartem Grün.
Hier sind die Museen der Stadt untergebracht. Das Naumann-Museum - dem Wegbereiter der wissenschaftlichen Vogelkunde gewidmet, zeigt beeindruckende Exponate. Auch die Prähistorische Sammlung ist sehenswert.
Bis 1847 wurde das Schloss - ehemals einen mittelalterliche Wasserburg - als Residenz genutzt.
Hinter diesem schönen Tor befindet sich der Aufgang zu einer Musikschule.
Die Köthener Fürsten waren kunstinteressierte, aufgeschlossenen Menschen. So wurde dem Magdeburger Otto-von-Guericke bei seiner Flucht im Dreißigjährigen Krieg in Köthen Unterkunft und finanzielle Hilfe gewährt.
Auch schöne Frauen bevölkerten das Schloss.
Allerdings dürfte das Leben in diesen, nicht eben pflegeleichten Kleidern reichlich beschwerlich gewesen sein.
Der prächtige Spiegelsaal erweckt den Eindruck, als hingen unendlich viele der schweren Leuchter dort.
In diesen Räumlichkeiten würde man sich auch heute noch wohl fühlen.
Und natürlich findet sich auch eine Bachgedenkstätte hier.
Es sind viele alter Instrumente ausgestellt. Diesem Clavichord durfte ich unter den Augen des Aufsichtspersonals eine paar zarte Töne entlocken - herrlich!

Ludwig, Fürst zu Anhalt-Köthen ließ vor 400 Jahren Heilkräuter im Schlosspark anbauen und sie im Apothekengewölbe verarbeiten.

Für Fürst Carl George Leberecht hätte sich vermutlich über eine Digitalkamera gefreut, aber so hatte der Maler einen Auftrag, was diesen wiederum erfreut haben dürfte.
Die barocke Schlosskapelle erstrahlt nach der Restaurierung in neuem, alten Glanz.
Auch ein weiterer berühmter Einwohner Köthens wird hier geehrt: Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie.
Dr.Arthur Lutze, der Hahnemanns Erbe übernahm, baute 1855 eine Klinik mit neogothischen Formen, die auch heute noch beeindruckt.

Ein Ort der Ruhe und Entspannung ist der Garten der Klinik, in dem auch diese stachlige Kuh ein Zuhause gefunden hat.
In der Goethestraße wurde der große Dichter nach draußen verbannt, ein witziger Einfall. Lebenskunst

Auch das ist Kunst, ist Gottes Gabe,
aus ein paar sommerhellen Tagen
sich soviel Licht ums Herz zu tragen,
dass, wenn der Sommer längst verweht,
das Leuchten immer noch besteht.

Johann Wolfgang von Goethe