Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an.
Kurt Tucholsky, 09.01.1890 - 21.12.1935, dt. Schriftsteller

Montag, 20. April 2009

Sozusagen gleich bei uns um die Ecke befindet sich das Abbey Museum, erst recht jetzt, seit wir in Beachmere wohnen. Mit dem Auto keine 10 min Fahrt. Ein Besuch stand schon lange auf meiner To-Do-Liste, aber heute hatte es sich ungeplant ergeben. Ich wollte eigentlich nur nach den Öffnungszeiten gucken - und schwupps, waren wir drin ;-)
Vor dem versteckten Eingang des überraschend kleinen Museums wachen 2 Löwen. Auf dem Parkplatz entlud ein Reisebus bei unserer Ankunft eine Gruppe älterer Besucher, und wir sputeten uns, ins Museum zu kommen, so lange es da drin noch ruhig ist. Doch kaum hatten wir uns der ersten Schautafel genähert, kam der Museumswart und fragte, ob wir Lust und Interesse hätten, an einer "Führung" durch die kleine Kirche teilzunehmen, die Gruppe hätte das gebucht und es wären noch Plätze frei. Das haben wir uns nicht zweimal sagen lassen - und so saßen wir dann unverhofft in einer kleinen Kirche ...
Die Kirche ist - wie das Museum selbst - ein Sammelsurium von Artefakten aus Europa, zusammengetragen in der ersten Hälte des 20. Jahrhunderts von einem Briten namens John S.M. Ward. Er hatte im Norden von London eine ansehnliche Sammlung im Abbey Folk Park (New Barnet), einem historischen Museum, zusammengetragen - und als London im 2. Weltkrieg bombardiert wurde, flüchtete er mit seinen Schätzen und landete in Australien.
In der kleinen Kirche finden sich etliche bunte Kirchenfenster aus Europa, die ältesten stammen aus der Zeit um 1350. Die meisten kommen aus Spanien, einige aus England und dieses hier stammt von etwa 1450 und kommt aus dem Kölner Dom!
Leider sind nur wenige meiner Bilder was geworden, da ich den Blitz beim Fotografieren nicht benutzen durfte und die Kirche nur mäßig beleuchtet war. Schön war es trotzdem...
Dann gings zurück in das eigentliche Museum. Wir waren zum Glück wieder schneller als die Reisegruppe und hatten Zeit und Ruhe, uns die kleine, aber feine Sammlung und die liebevolle Gestaltung des Museums anzusehen.
Es war so ziemlich alles vertreten, was man in einem historischen Museum erwartet, nur eben in etwas schmalerer Auswahl.
In einer dunklen Ecke saß ein Schreiber, der tatsächlich ab und an (uhrwerkgesteuert, nehmen wir an) von seinem Blatt Papier aufschaute. Neben ihm in Reichweite einige Reserve-Federkiele und natürlich ein Trinkhorn mit Met ;-)
Strick- und Spinn-Zubehör etwa um 1860 ...
Der Schuh von Marie, Königin von Schottland, hergestellt in Italien, etwa um 1587 ...
Informative Schaukästen und eine interessante Anordnung der jeweiligen wichtigsten Epochen rund um den Erdball ...
Nach 2 Stunden (incl. fast einer Stunde in der Kirche) hat uns die Aussenwelt wieder. Ich glaube, diese Reise in die Vergangenheit ist nicht so schnell wiederholungsbedürftig. Dann doch lieber ins Historical Village - da hab ich längst noch nicht alles gesehen!
Dennoch hat uns der Kurztrip sehr gut gefallen. Wir werden uns, wenn wir Zeit haben, natürlich auch die Ritterspiele Mitte Juli ansehen. Allein schon, um zu sehen, wie es die Ritter in ihren Rüstungen bei australischen Temperaturen aushalten :-) Und ausserdem - wie gesagt - ist es ja sowieso beinah vor der Haustür.