Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an.
Kurt Tucholsky, 09.01.1890 - 21.12.1935, dt. Schriftsteller

Sonntag, 3. Januar 2010

01.01.2010 - 02.01.2010
Nach einer ruhigen (und schlafreichen) Silvesternacht begaben wir uns nun wieder auf den Heimweg. Bevor wir jedoch in Richtung Emerald starteten, machten wir noch einen Abstecher in das Nachbarnest Rubyvale.


Das konnten wir leider nicht testen, es war ja Neujahr und deshalb geschlossen (ach!).
Genau, der Buckingham Palast steht in Rubyvale ;-) 

Und wie war das? Wer nicht wirbt, stirbt. Oder umgekehrt??? Naja, beides geht, wie man sieht ...


Und dann gings aber wirklich zurück in Richtung Heimat. Über Emerald und Springsure suchten wir uns unsere geliebte Hinterland-Route. Vor allem auch deshalb, weil wir nicht durch das vom Hochwasser geflutete Rockhampton wollten, was uns zur Küstenroute gebracht hätte. Aber auch, weil wir Küste ja immer haben, die Hinterland-Bergketten aber doch eher noch sowas wie Heimat-Harz vermitteln. Wenn auch bei weitem nicht mit den Schneehöhen, wie sie aktuell dort vorherrschen (80 cm im Oberharz und rund rum aus allen Familienecken kriegen wir derzeit Schneebilder geschickt. Super Abkühlung, wenn auch nur mental *grins*).

Und wieder einmal (so wie schon mehrfach auf den Outback-Highways) scheuchten wir einen Australian Bustard auf. Mächtige Vögel, die uns im ersten Moment an die Großtrappen in Deutschland erinnerten. Wobei letztere ja flugunfähig sind, während der Bustard durchaus fliegen kann. Was für ein prächtiger Vogel!



Die letzte Nacht unserer Tour verbrachten wir wieder "wild" - und zwar zwischen Monto und Eidsvold vor einem ehemaligen Schulgelände. Hier gabs nichts als Natur und Highway - und ein Häuschen in Sichtweise. Ob da wohl immer noch der Hausmeister drin wohnte? Licht brannte jedenfalls nachts. Und statt die Überreste der Schule zu beseitigen, war es wohl kostensparender, einfach ein Hinweisschild aufzustellen, was die "Ruinen" als solche identifizierte ...

Am nächsten Morgen weckten uns nicht etwa die Kookaburras (doch, die auch), sondern ein Geräusch, als wenn der Regen irgendwo konstant auf Plastik trommelt. Wir waren uns ziemlich sicher, dass die Zeltplanen aus Stoff sind und unser Herbie KEIN Trabbi. Also schlich ich mich raus, um zu sehen, wer oder was da so einen Lärm veranstaltet. Und ertappte einen Superb Fairy-wren dabei, wie er unsere Aussenspiegel attackierte. Ob er nun einen Eindringling verjagen oder den Artgenossen kennen lernen wollte, hat er mir nicht verraten. Aber er ließ sich von seinem emsigen Tun selbst dann nicht ablenken, als ich die Beifahrertür öffnete, um Sachen aus dem Auto zu holen. Eine ganze Stunde war das Kerlchen beschäftigt und ließ erst ab, als wir das Zelt abbauten und zum Aufbruch rüsteten.

Das also war unsere Outback Tour. Oder zumindest ein kleiner Abriss davon, denn alles passt nie und nimmer in diesen Blog. Deshalb ist es wohl mal wieder Zeit für eine DVD. ;-) Wir haben in diesen 9 Tagen 2795 km unter den Rädern gehabt und eine nette Schleife auf unsere Karte "gelegt". Es war herrlich, wir haben uns trotz der vielen Fahrerei super erholt und schon beschlossen: das nächste Mal wirds intensiveres Outback geben!

Allerdings hatten wir wirklich Glück mit dem Wetter und dadurch auch mit den Straßenverhältnissen, denn die Regenzeit ist jetzt voll in Gange, in Isisford, Longreach und Umgebung gab es heftige Regenfälle, und was wir noch als "ah, ein Creek, wieder mal ein trockener" kommentiert hatten, führt jetzt allerorts Hochwasser... Wir hoffen jetzt, dass der Regen zwar die Dämme füllt, aber uns nicht wieder wie im April und Mai hier in Beachmere einschließt. Sonst müssen wir die Reihenfolge auf unserer Liste ändern und andere Prioritäten setzen in Bezug auf: Caravan, 4WD und Boot. *grins* (kleiner Scherz am Rande) ...
30.12.2009
Am nächsten Morgen weckten uns unzählige Rainbow Lorikeets 


und irgendein Hühnergetier (keine Ahnung, was DAS war, ich versuche, es raus zu kriegen) 


mit einem fürchterlichen Spektakel - allerdings zu "normalen" Frühstückszeiten gegen 7 Uhr. War also gerade noch erträglich ;-) Der Campingplatz vermittelte irgendwie den Eindruck eines "gehobenen" Goldgräber-Camps, aber nichts anderes wird ja hier in der Umgebung von den Touris (und Einheimischen!!!) betrieben: die Suche nach Edelsteinen, für die man natürlich eine Genehmigung braucht und die man aussschließlich mit Hand-Werkzeugen, ohne größere Hilfsmittel, betreiben darf.



Man saß (bzw. sitzt) hier wirklich mitten drin - in den Edelsteinfeldern ebenso wie in der Natur bzw. im Landleben.


Wir hielten uns hier 3 Nächte auf - und die dazu gehörigen Tage natürlich ;-) Simon und Pascal schürften und schürften, beobachtet von unzähligen Vögeln, Kühen und DROMEDAREN (die gibts nur auf dem Video, da Simon die Videokamera mit hatte, während ich auf die Männerarbeit verzichtete und zusammen mit Batis und meinem Fotoapparat das Kaff unsicher machte). Das ist Pascals Ausbeute ...


und das hier Simons ...


Werte? Klar sind wir steinreich geworden. STEINreich ;-) und an erster Stelle stand der Spaß. Den hatten wir alle, das steht fest. Am Silvester-Abend beschloß Simon: "Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wiener Wald." Das war das leckere Ergebnis. Simon und Pascal genossen jeder einen fetten Burger mit einer "kleinen" Portion Pommes (ist wirklich die kleine Portion für 2 Dollar!), ich hatte mir einen Sea-Food-Basket bestellt. Gibts ja so selten an der Küste, sowas ißt man also in den Highlands ;-)

Happy new year ...! So früh waren wir Silvester schon lange nicht mehr im Bett. Der Campingplatz war fast leer, und die paar anderen Camper waren alle spätestens halb 9 in ihren Zelten verschwunden. Niemand feierter hier rein - was für ein entspannter Silvester-Abend. Als ich am nächsten Morgen zum Duschen ging und einer Camperin ein frohes neues Jahr wünschte, schaute diese mich verwundert an, so als müsse sie überlegen, welchen Tag wir haben. Das "good morning" schaffte sie aber gerade so. :-)


29.12.2009
Nachts gab es ein herrliches Gewitter, aber gegen Morgen hatte sich das verzogen. Wir besuchten die "Stockman Hall of Fame", ein Museum, in dem man alles über die Besiedlung Australiens durch die Europäer und einiges über die Aborigines erfährt. Und man bekommt einen Einblick in den harten Alltag der Viehtreiber und Farmer-Familien mit unendlich vielen teils über hundert Jahren alten Ausstellungsstücken, vielen authentischen Geschichten und einer Menge Filme, die über das Leben damals und heute berichten. Ein tolles Museum ...



Simon zeigt auf Brisbane, Pascal auf Longreach. Ganz schöne Strecke, zumal wir ja nicht den Luftweg genommen haben ;-)



Diese volle Kutsche eines Gemischtwaren-Händlers war nicht das einzige hochinteressante Ausstellungsstück. Und das gravierte Emu-Ei ist ca. 80 Jahre alt.

Mittags verabschiedeten wir uns von Longreach machten uns auf zum eigentlichen "Ziel" dieses Urlaubs. Denn Simon und Pascal hatten ja vor, in den "Gemfields" westlich von Emerald nach Edelsteinen zu suchen. Nächstes Ziel war nun Sapphire. Wir kamen durch Barcaldine mit einem einladenden Hotel am Straßenrand. Nee, sorry, wir müssen weiter.

und wurden am Ortsausgang wieder einmal (wie schon so oft auf unserer Tour) vor Vieh auf zaunlosen Straßen gewarnt. 

Am Straßenrand tauchten nicht nur wiederholt die Emus und Känguruhs auf, sondern auch Dromedare, die aber netterweise NEBEN den Straßen ihrer Wege gingen. Es dauerte trotzdem keine halbe Stunde, und wir standen. Und zwar vor einer Rinderherde, diesmal stilvoll getrieben von Jillaroos (Cowgirls) und Jackaroos (Cowboys). Den Anblick genossen wir erst mal eine Weile, hat ja auch was!


Dann erreichten wir Jericho. Genau - und dazu mussten wir nicht einmal den Kontinent wechseln ;-) Kaum hatten wir das Gespann geparkt und die Türen geöffnet, schallte es einladend von der anderen Straßenseite "Free beer in the Pub!!!".

Hm, normalerweise gern, aber wir hatten ja noch ein Stückchen Weg vor uns, also lehnten wir schweren Herzens ab. Es war Zeit für ein Nachmittags-Päuschen und ein Eis. Ausserdem war Jericho nicht nur super süß und klein (ca. 200 Einwohner), sondern rühmt sich auch, das kleinste Drive-In-Autokino Australiens zu besitzen. Na, das wollten wir uns natürlich ansehen. Und hätten es fast ÜBERSEHEN. 36 Plätze hat es (steht im Reiseführer) ...hier ist es:

Niedlich, oder? Zumal ich solche Kinos bislang nur aus Filmen kannte. Das Häuschen mit den öffentlichen Toiletten ist liebevoll bemalt.

Im Shop gabs nicht nur Lebensmittel, sondern auch jede Menge Souveniere und - im hinteren Bereich ein kleines privates Museum, in das wir freundlich eingeladen wurden.


Es war kurz vor 4, wir hatten noch ungefähr 300 km vor uns und so verabschiedeten wir uns nach einer halben Stunde von der Ladenbesitzerin und nahmen wieder den Highway unter die Räder.

Gegen 7 erreichten wir unser heutiges Ziel: Sapphire, ein kleines Kaff mitten in den Central Highlands und mitten in Edelsteinfeldern. Mit eindeutig mehr 4- als 2-beinigen Bewohnern selbst mitten im Ort. Wir buchten im "Blue Gem Caravan Park" ein und machten uns "seßhaft". Das nächste Gewitter nahte. Also Zelt aufbauen, bevor der Regen kommt - und dann erst mal ausatmen und den kleinen Barbie anwerfen, um das Abendessen zu grillen.
Während unserer Abwesenheit gab es auch hier an unserer Küste ausgiebige Niederschläge. 40 mm hat unser Regenmesser gemessen. Und inzwischen ist hier ein heftiges Gewitter mit sintflutartigem Regen herunter gekommen - brachte 50 mm Regen, oder - in unserer neuen Maßeinheit gemessen - eine Poolfliese Wasser. Mel, ich glaube, du hast recht, nun hat die sogenannte "wet season", die Regenzeit, eingesetzt. Und wir hatten mit dem Wetter auf unserer Tour doch mehr oder weniger wieder einmal wie schon so oft "Schwein". ;-)

28.12.2009


In der Nacht störten und weder Rindviecher noch sonstige Bewohner dieser weitläufigen Gegend. Einzig ein paar Vögel hörte man die ganze Nacht hindurch bis zum Morgengrauen zwitschern, aber sowas stört UNS ja nun nicht wirklich. Während Batida versuchte, das Outback aufzuräumen, genossen wir ein leckeres Frühstückchen.



Und gerade, als wir quasi fertig zur Weiterfahrt waren, entdeckte Pascal den platten Reifen. Was bedeutete: Alles aus dem Heck des Autos raus räumen, um an den Wagenheber ran zu kommen (praktischer Weise hat Herbie ja sein Ersatzrad an der hinteren Wagentür). Frei nach dem Motto: "Irgendwas kann jeder" hatte Simon dann innerhalb von 10 min den Reifen gewechselt (Auto aus- und wieder einräumen nicht mit gerechnet). In dem Reifen steckte ein Nagel - den fand Simon sofort. Und später stellte sich heraus, dass eine Menge Knochensplitter (vermutlich von den vielen Kadavern, die auf der Straße lagen und denen man eben nicht IMMER ausweichen konnte) zusätzlich den Reparaturversuchen des Reifendienstes die Krone aufsetzten. Natürlich haben sie es hinbekommen - und für die Tour bis nach Hause reichte er als Reserverad aus.



Dann gings aber endlich weiter in Richtung Longreach und gegen halb 11 erreichten wir das süße Outback-Städtchen, Heimat von QANTAS, gespickt mit vielen Sehenswürdigkeiten / Museen und mit einem unvergleichlichen Charme.




Dieser Campingplatz war hundefreundlich (laut unserem "Holiday with Dogs" Reiseführer) und wir fanden schnell ein Plätzchen. Der Inhaber war genauso urig wie der Platz. Herrlich gemütlich.



Diese Temperaturen kannten wir ja nun schon von der Küste, hat uns also nicht wirklich geschockt. Aber trotzdem: irgendwie schwitzt man im Outback doch "anders" - es ist nicht so stickig und schwül. Klar, der Schweiß läuft trotzdem, aber wider Erwarten hatten wir hier mit den Temperaturen viel weniger Probleme.
Nachmittags erforschten wir das QANTAS Museum und gönnten uns diverse Führungen durch die Maschinen, die auf dem Hangar des Museums standen. Das Museum liegt direkt neben dem Flughafen. Irgendwie logisch ;-)





Wir stehen "hier" in einer der Turbinen einer Boeing 747-200. Das Fahrwerk ist auch nicht zu verachten. Reifenwechsel? Dann doch lieber an unserem Herbie. ;-)



Okay, Pascal. Über 900 Schaltknöpfe in diesem Cockpit. Ich würde mal sagen: Fang schon mal an zu üben, wenn du wirklich Pilot werden willst.

Nach dem vielen "Lernen" im Museum gabs Pizza, natürlich selbst gekauft. Bei der Gelegenheit ein bisschen Stadtbummel in Longreach, immer hin knapp 3.700 Einwohner zählend. Der Bahnhof ist nicht das einzige Schmuckstück in diesem Örtchen (das genau genommen bevölkerungsmäßig mit Beachmere gleich zu setzen ist).


Auch die Einkaufsmeile ist niedlich - im typischen Stil viele Outback-Städtchen. Leider haben eine Menge Geschäfte Weihnachtsferien.


Werden hier Merinoschafe gebacken? *grins*


Weiter gehts oben mit dem 29.12. (und ja, die Pizza von Eagle Boys war natürlich sowas von lecker. Hmmmm).